Baustelle Eingliederungshilfe

Das war das Motto unseres Stammtisches, zu dem der Vorstandsvorsitzende Ralf Thiele und Geschäftsführer Burkart Preuß regionale Politiker und Vertreter des Landkreises, aber auch Selbstvertreter und Beschäftige eingeladen haben.

Neben den Bundestagsabgeordneten Fabian Funke (SPD) und Dr. André Hahn (Die Linke) waren auch die Landtagsabgeordneten Sandra Gockel (CDU) und Ivo Teichmann (AfD) zu Gast. Darüber hinaus konnten wir die Vize-Landrätin Kati Kade, die Vorsitzende des Senioren- und Behindertenbeirates Marlies Kunath und Daniel Fuchs, Bereichsleiter des Deutschen PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes im Brauhaus Pirna "Zum Gießer" begrüßen.

Gemeinsam wurde über aktuelle Herausforderungen gesprochen, diskutiert und nach Lösungen gesucht. Besonders interessant waren dabei für die Anwesenden die Schilderungen und Erfahrungen von Werkstatt-Mitarbeiter und Sonnenhof-Bewohner Jens Irmer als Betroffener und von Einrichtungsleiter Tommy Kretschmer.

Das erste große Thema war die Umsetzung des Bundesteilhabe-Gesetzes, welches bereits vor 5 Jahren in Kraft getreten ist. Schnell waren sich alle Anwesenden einig, dass hier noch großer Handlungsbedarf besteht. „Bei mir ist davon noch nichts angekommen“, bringt Herr Irmer das Thema auf den Punkt. Zwar gibt es viele gute Ansätze, aber es scheitert vor allem am hohen Verwaltungsaufwand, der Finanzierung und den komplizierten Anträgen für die Klienten. Hinzu kommt, dass auch dieses Gesetz nicht in Leichter Sprache verfasst ist. Dadurch können die, die das Gesetz betrifft, vieles darin gar nicht verstehen und somit in Anspruch nehmen. Ein Vorschlag der Runde: Eine öffentliche Sitzung des Sozialausschusses mit Vertretern von sozialen Trägern, in der eine Bilanz der letzten 5 Jahre gezogen wird.  

Im Anschluss wurde über die Verwaltungsumlage diskutiert. Derzeit liegt die Verwaltungsumlage bei freien Trägern in unserem Landkreis zwischen 5 und 8 Prozent. Das ist nicht ausreichend um die notwendige Verwaltungsarbeit durch Fachkräfte ausreichend zu finanzieren und somit das Personal in den Einrichtungen nachhaltig zu entlasten. Die Anforderungen steigen beispielsweise im Bereich Personal, Buchhaltung oder Datenschutz immer weiter. Wir fordern, dass dieser Mehraufwand bei den Kostensatzverhandlungen berücksichtig werden muss.

Natürlich waren auch die steigenden Preise, zum Beispiel für Energie und Lebensmittel, Thema am Abend. Unser Verein rechnet aktuell mit Mehrkosten pro Einrichtung von etwa 60.000 Euro. Einige Träger haben bereits ihre Kostensatzverhandlungen für 2022/2023 abgeschlossen und bekommen diese Mehrkosten nicht refinanziert. Deswegen appellierten wir an eine schnelle Öffnungsklausel für bestehende Verträge als Signal der Sicherheit und zu Finanzhilfen auf Landes- und Bundesebene. Alle Beteiligten stimmten uns zu.

Als letztes Thema des Abends haben wir auf die Ungleichbehandlung zwischen Pflege und Eingliederungshilfe aufmerksam gemacht, die es unserer Meinung nach nicht geben darf. Corona-Bonus, Sonderzahlung für einen Hygienebeauftragten oder Kostenübernahmen für Schutzausrüstung – für die Pflege wird es finanziert, für die Eingliederungshilfe nicht. Alle kämpfen für das gleiche Thema, alle kümmern sich um das Wohl der Menschen. Deswegen fordern wir eine Gleichstellung bei den Arbeitsvoraussetzungen und Bezahlungen!

Der Vorstandsvorsitzende Ralf Thiele fasst den Abend zusammen: „Es war ein guter und konstruktiver Austausch. Ich würde mir wünschen, dass jeder die Impulse von heute mitnimmt und in die verantwortlichen Gremien weiterträgt. Wir haben gute Ansätze erarbeitet, die heißt es jetzt zu streuen. Wir müssen unseren Klienten und ihren Angehörigen eine Perspektive bieten, da stehen wir alle in der Verantwortung.“

Am Ende der Veranstaltung appelliert Herr Thiele noch einmal an alle Anwesenden: „Bitte nehmen Sie unsere Themen ernst!“

Ziel unseres Lebenshilfe-Vereins ist es mit den politischen Vertretern weiterhin im Austausch zu bleiben und ihr Verständnis für soziale Arbeit, Eingliederungshilfe und Pflege zu stärken.

Deswegen halten wir auch zukünftig an regelmäßigen Vor-Ort-Terminen und Veranstaltungen dieser Art fest und freuen uns schon auf eine Wiederholung dieser Runde.

Und wer möchte ist herzlich eingeladen, mal bei einem Praktikum in unsere Einrichtungen reinzuschnuppern.

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